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Autochthone Österreicher

...am Beispiel Roter Veltliner, Neuburger und dem Blauen Wildbacher

 

Autochthon bezeichnet man (wenn auch wissenschaftlich nicht ganz korrekt) Weine, die ausschließlich in einem bestimmten Gebiet vorkommen.  Portugal hat  z.B. eine ganze Reihe von autochthonen Rebsorten. Aber auch das kleine Österreich bietet eine beachtliche Vielfalt an autochthonen Weinen an.

 

Der Rote Veltliner ist eine Sortenrarität, die ausschließlich im Weinbaugebiet Wagram und dem angrenzendem westlichem Weinviertel angebaut wird. Auf nicht einmal 200 ha kommt die Gesamtanbaufläche.  Dabei war diese Sorte in den 1920er Jahren die wohl am stärksten verbreitete Rebsorte in Niederösterreich! Sie ist mittlerweile von ihrem Namensvetter Grüner Veltliner abgelöst worden, obwohl die beiden nicht miteinander verwandt sind und ausschließlich den selben „Nachnamen“ tragen.

Die Sorte könnte ein Sieger der Klimaerwärmung werden, da sie unempfindlich gegenüber Hitze und Trockenheit ist. Am besten gedeiht die Sorte auf Schotter und Lössböden. Feuchte Böden mag sie dagegen nicht.

Lästig für die Winzer ist die aufwändige Laubarbeit, da die grünen Triebe stark wachsen und nach dem Schnitt schnell wieder nachwachsen. Der Winzer muss auf rigorose Ertragsbeschränkung bauen, um hohe Qualitäten zu erreichen. Um in feuchten Monaten der Fäulnis entgegenzuwirken, muss mit Traubenteilung gearbeitet werden. Hierbei werden zu Beginn des Reifestadiums der Trauben halbiert, damit die Trauben lockerbeeriger wachsen können. Bei optimaler Laubarbeit werden durch die Besonnung die Beerenschalen vollständig hellrot bis violett gefärbt. Daher der Name „ROTER Veltliner“.

Der Geschmack:

….ist sehr vielfältig. Die Basis-Vertreter können an Kräuter, vollreifes Steinobst erinnern. Die kräftigen Exemplare dagegen gehen in die exotische Richtung. Mandarinen, Orangen, Mango, Südfrüchte. Die Struktur dieser „Hammerweine“ geht eher ins burgundische. Verbunden mit einer guten Säurestruktur gehören diese Weine zum besten, was Österreich hervorbringen kann. Dazu kommt, dass diese Sorte auch ein sehr gutes Reifepotenzial hat.

 

Der Neuburger ist wohl durch eine Kreuzung von Roter Veltliner und Sylvaner entstanden, was neuere DNA-Analysen gezeigt haben. In Oberarnsdorf fischten  um das Jahr 1850 die Winzer Ferstl und Machherndl ein Bündel Reben aus der Donau, das vermutlich zum Bewurzeln ins Wasser gestellt wurde. Wegen der guten Eigenschaften im Weingarten und auch wegen der geschätzten Weine verbreitete sich die Sorte rasch, wurde dann auch in Spitz neben der Burg gepflanzt. Davon abgeleitet entstand der Name Burgrebe und später der Name Neuburger. Die Sorte verbreitete sich dann über die Thermenregion schließlich über ganz Niederösterreich und fand auch den Weg ins Leithagebirge, wo sie bis heute Bedeutung hat und von wo der einzige Herkunftswein (DAC) dieser Sorte stammt.

 

Die Rebstöcke des Neuburgers haben ein sehr starkes Triebwachstum und vertragen trockene und karge Standorte. Auf tiefgründigen, sehr wüchsigen Standorten dagegen verrieseln die Blüten leicht. (Verrieseln: Junge Beeren, die nach der Befruchtung meist noch kleiner als Erbsen sind, fallen von den Stielen). Die Sorte ist anfällig für Botrytis (Edel-Fäule), da die Trauben sehr kompakt sind. Die Sorte ist in den letzten Jahren stark von einer Krankheit (Kurztriebigkeit) befallen, was zu Leistungsabfall bis zum Absterben der Stöcke führen kann. Dies hat zuletzt zu einem starken Rückgang der Sorte gesorgt.

Das Geschmacksbild eines Neuburgers erinnert an einen weißen Burgunder. Schwache Exemplare können schon mal sehr neutral daherkommen. Aber bei entsprechender Reife zeigt der Wein Grandezza. Er erinnert dann an Walnüsse und Maronen, v.a. wenn man ihn ein paar Jahre lagert, was gut möglich ist. Als Essensbegleiter ist er sehr vielfältig einsetzbar.

 

Blauer Wildbacher – Schilcher

Papst Pius VI. machte 1782 auf der Anreise nach Wien zu Kaiser Joseph II. Station im Franziskanerkloster Maria Lankowitz bei Köflach. Über den Schilcher, den man ihm zum Abendessen servierte, notierte der Papst in sein Tagebuch:

„Sie haben uns einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten“

Nun – die Säurewerte liegen auch heute noch am oberen Ende der Skala – verglichen mit anderen Weinen. Aber diesen weltweit einzigartigen Wein mit Essig zu vergleichen, wird den heutigen Exemplaren nicht mehr gerecht. Aromen wie rote Johannisbeeren, Erdbeeren, Brennnesseln, grüne Äpfeln und Sauerampfer lassen so manchen Schilcher-Liebhaber schwärmen. Zumal, wenn man ihn auf einen der wunderschönen Terrassen der Weststeiermark zu einer reichhaltigen steirischen Brettljausen genießt. Und im Sommer ist dieser Wein ohnehin eine Erquickung. Als Sekt bringt der Wein eine unnachahmliche rotbeerige Frucht.

Die Rebsorte ist der Blaue Wildbacher, die praktisch nur in der Steiermark – und hier hauptsächlich in der Weststeiermark – beheimatet ist. Die sehr spät-reifende Sorte gedeiht ausgezeichnet auf den Gneis- und Schieferböden der Weststeiermark