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Kopfensteiner-Weine vom Eisenberg

Ihr kennt das sicher auch: Es gibt Menschen, die schliesst man sehr schnell in sein Herz, weil sie offen auf einen zugehen und einfach symphatisch sind. Aber dann gibt es noch die Sorte von Mensch, die sich im Hintergrund hält. Dabei sind es gerade diese Menschen, die zu den besten Freunden werden können, weil sie einem nicht Honig ums Maul schmieren, sondern weil sie aufrechte Menschen sind, auf die du dich verlassen kannst und die sind wie sie eben sind. Würde man das mit Weinen vergleichen, so gehörten die Weine von Kopfensteiner zu dieser zweiten Kategorie. Sie biedern sich nicht an, sondern sind 100prozentig authentisch.

Vor ein paar Wochen habe ich mich entschlossen, nun doch noch mal einen Probenkarton bei Kopfensteiner zu bestellen, wohlwissend dass sich die letzte Charge nur zäh verkaufen ließ.

Bestätigt hat sich mein Eindruck, dass die Klassik-Weine vom Eisenberg (Blaufränkisch und Zweigelt) unverändert hart sind. In der Preisklasse bis 10 Euro verkaufst du das nur schwer, auch wenn ich sie persönlich für gut befinde.  Aber ab dem "Weinberg" wird es richtig spannend und so konnte ich nicht umhin, doch wieder 3 Weine zu bestellen, die mich extrem überzeugt haben: Den Weinberg, den Saybritz und den Reihburg.

 

Es handelt sich hierbei jeweils um Lagen, wobei der Weinberg eine extra Plateau-Lage bei Deutsch-Schützen ist. Hier herrschen lehmige Böden vor, was den erdigen Charakter der Weine begründet.

Eine 1a-Lage ist der Großlage Eisenberg, die Grün- und Blauschieferböden vorzuweisen hat. Die Ried (Einzellage) Saybritz ist eine extrem karge Lage. Hier müssen sich die Wurzeln der Reben tief in den Weinberg graben, und begründen somit die mineralische Klasse des "Saybritz". Die Riede "Reihburg" liegt 100 m tiefer (315 m üNN). Hier wird der Boden mit schwerem eisenhaltigem Lehm durchmischt. Als Folge prästentieren sich die "Reihburg-Weine" kräftiger.

An dieser Stelle möchte ich auf die beiden Spitzweine Saybritz und Reihburg eingehen.

Ich habe sie mit 3 befreundeten Wein-Freaks (Das Wein-Quartett) blind probiert. Hier unsere Eindrücke:

 

Nach anfänglicher Skepsis beim 17er Saybritz (was den Duft anbelangt), arbeiten wir uns immer mehr in die Saybritz-Welt hinein. Dieser Wein ist nicht mächtig - kein Haudrauf. Was ihn auszeichnet ist Finesse und Vitalität.  Unglaublich fokussiert und von geradezu seidiger Textur. Je länger man sich mit dem Wein beschäftigt, um so mehr versteht man die Absicht des Winzers: Ein Blaufränkisch, der von burgundischer Eleganz getragen ist.  Ich durfte schon mal eine Saybritz-Vertikale direkt im Weingut geniessen. Fazit: je Älter der Wein wird, um so besser ist sein Geschmack. Aber die Lagerfähigkeit ist ohnehin ein hervorstechendes Merkmal kopfensteinerscher Weine.

 

Beim "Reihburg" hab ich mir den 18er Jahrgang kommen lassen, da ich über diesen schon sehr gute Sachen gelesen habe. Und in der Tat: schon beim Hineinriechen möchte man ins Glas hineinkriechen und darin baden. Ich merke gerade, dass ich schon lange nicht mehr im Keller von einem Spitzenwinzer gestanden habe, um direkt vom Fass zu probieren. Denn: genau dieses Feeling kommt beim Hineinriechen vom Reihburg zustande. Cassis macht sich breit und lässt einem entfernt an einen Cabernte Sauvignon erinnern. Dann vollreife Kirschen - vielleicht sogar Mon-Cherie. Tolle reife Frucht. Wunderbar ausgewogen. Bei aller Kraft bleibt der Wein trinkig. Das ist großes Gaumenkino. Macht gute Laune. Im Rückgeschmack Kakaonibs, getrocknete schwarze Johannisbeeren. Später riechen wir dann noch Spekulatius und gar Senfkörner und Dillsamen.  Ein Rotwein-Monument. Ich kann mich  nicht erinnern, je so einen großartigen Blaufränkisch getrunken zu haben. Überhaupt: ich habe schon einige wirklich ausgezeichnete Rotweine getrunken, die z.T. deutlich teurer waren. Der Reihburg braucht sich da (auch international) nicht verstecken.