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Winzer-Begegnungen

 

 

Eines der spannendsten Dinge im Weinhandel waren für mich von vorneherein die Begegnungen mit den verschiedenen Winzerpersönlichkeiten und ihren Betrieben.

 

 

 

Den ersten Kontakt gab es mit der Familie Franzl aus Lengenfeld im Kamptal. Die Familie von Claudia hat diesen wahren Geheimtipp entdeckt. Probiert wurde damals noch auf dem Hof der Franzls in Nachbarschaft zum  Misthaufen. Getrunken wurde v.a. viel und die Stimmung innerhalb der launigen Gruppe stand im Vordergrund. Aber schon damals hat es mir gefallen, wenn der Franzl sen. mit dem Weinheber aus dem Weinkeller kam, um uns Wein vom Fass probieren zu lassen. Aufgrund der günstigen Preise und der durchaus vorhandenen Qualität Franzl´scher Weine, kamen wir überhaupt erst mal auf die Idee, nebenberuflich einen Weinhandel zu eröffnen. Die ersten Weine stapelte ich noch mangels Weinkartons lose ins Auto. Kommentar Franzl: „Do feid da gar nix – da kannst bis nach Jerusalem fahrn!“ Einen besonderes Flair genoss man auch in der „Stube“ der Franzls, wo ein Freund von mir einmal den wahrscheinlich allerersten Dampfkochtopf der Welt erspähte.

 

Tatsächlich kam es in einem Jahr vor, dass der Franzl keinen Rotwein mehr hatte. Und so musste ich ausweichen. Bei einer Weinprobe im Kloster Und gab mir ein Besucher den Geheimtipp aus Goblsburg. Und so fuhren ein Freund und ich zur Geheimtipp-Adresse. Mangels Klingel musste ich die Eigner des „Sacherls“ finden. Wir gingen einmal ums Haus und sahen durch ein geöffnetes Fenster zwei betagte Frauen sitzen, als wenn sie gerade aus einem „Kommissar-Polt-Film“ entstiegen wären. Der Herr des Hauses wurde gerufen. Es handelte sich offensichtlich um einen alleinstehenden Winzer. Wir fuhren gemeinsam in den „Kölla“, um die Weine zu probieren. Mit einem Korkenzieher mit Rebholz-Griff wurden die Weine geöffnet. An der Wand hing ein Foto einer halbnackten Frau, das wohl aus den 60er Jahren war. Der Wein schmeckte nicht wirklich, aber da Literflaschen zu Beginn meines Geschäftes noch wichtig waren, wurden etliche Literflaschen vom Landwein-Zweigelt ins Auto geschlichtet.

 

Mit ein bisschen Wehmut nehme ich zur Kenntnis, dass diese alte Kellergassenromantik der Moderne gewichen ist. Und auch die Höfe ändern sich über die Zeit. Diese relativ schmalen Grundstücke, die vorne mit einem Hoftor geschlossen sind und nach hinten eine unerwartet große Fläche preisgeben, charakterisieren ja auch die Weinbauorte in besonderer Weise.

 

Einer der ersten, der auf moderne Architektur gesetzt hat, ist Franz Weninger. Ich lernte ihn kennen, als ich in der Dorf-Vinothek von Horitschon war. Er war damals Obmann des dortigen Vereins, welcher die Vinothek betrieben hat. Er war gerade im Bau seines modernen Kellers und so probierte ich auf der Baustelle seine Weine. … Einige Jahre später kam ich erneut zu Weninger und wollte Weine von ihm testen. Ich hatte bei ihm zuvor angerufen und er hatte mir eine Übernachtungsmöglichkeit besorgt. Ich kam spätnachmittags bei Franz Weninger an. Seine Frau fragte mich noch, ob sie mir vorher die Unterkunft zeigen sollte, oder ob ich vorher noch Wein probieren möchte. Ich entschied mich für Zweites. Und…was soll ich sagen. Es stellte sich heraus, dass die Weinprobe länger dauern sollte. Und so kamen wir nach langen Diskussionen um den Wein und ums Leben im allgemeinen, erst um kurz vor Mitternacht aus dem Weinkeller. Natürlich hatte die Unterkunft bereits geschlossen, was Franz Weninger  aufregte. Und so bot er mir das Schlafzimmer seiner Tochter an, die gerade außer Haus war.

 

In Erinnerung bleibt mir auch noch der Besuch von Franz Proidl. Dessen erste Frage war, ob ich den schwindelfrei sei. Als wir dann mit seinem Cheep durch die Weingärten aus der einmaligen Lage Ehrenfels fuhren, war mir klar, was er damit meinte.

 

Jeder Winzer ist auf seine Art anders: die einen versorgen dich mit einer Vielzahl an Informationen, wie es z.B. bei Fritsch oder Gisperg der Fall ist. Andere wiederum lassen einfach nur ihre Weine sprechen, wie es bei Anton Mayr vom Vorspannhof (leider schon verstorben) der Fall war. Jeder hat seine eigene Farbe. Genauso, wie jedes Weingut seinen eigenen „Haus-Geschmack“ (Stil) hat.

 

Bei welchen Lebensmitteln hat man das schon noch, dass Persönlichkeiten und Produkt soz. ein Gesamt-Kunstwerke ergeben?

 

Und eines kann ich auch sagen: In dieser Branche trifft man i.d.R. ehrfürchtige Menschen, die keinerlei Star-Allüren zeigen, selbst wenn es manchmal vielleicht aufgrund ihres Erfolges angebracht wäre. Ich denke Menschen, die in der Natur arbeiten, sind demütige Menschen.