Zugegeben: gerade einfachere Blaufränkisch haben eine Würze, die manchem eher rustikal vorkommen mag. Und so war meine erste intensivere Erfahrung mit Blaufränkisch im „Vinatrium“ in Deutschkreutz durchaus zwiespältig. Damals, Ende der 90er Jahre, waren die besten und teuersten Weine im Mittelburgenland noch stets Cuvées, in denen i.d.R. Cabernet Sauvignon und Merlot die Hauptrolle spielten. Der Blaufränkisch war lediglich Verschnittpartner. Viele Winzer hatten damals einen Weinberater aus dem Bordeaux, der den Winzern seinen Stil mitgab.
Im Laufe der Jahre haben sich die Winzer dann emanzipiert. Sie haben gelernt, mit den eigenen Stärken zu glänzen. Die Burgenländer haben erkannt, dass der Blaufränkisch ihre ureigene Rebsorte ist, dem sie neuen Glanz verleihen wollten. Bzw. gab es schon erste Hinweise was der Blaufränkisch kann. So wurde der 86er Blaufränkisch „Mariental“ von Ernst Triebaumer von einer internationalen Fachjury mit Höchstnoten bedacht. Das hatte man dieser Sorte bis dato nicht zugetraut.
Ganz ehrlich: ich war anfangs skeptisch, ob der Blaufränkisch das Zeug hat, in der Qualitätspyramide ganz oben zu stehen, war ich doch ein Fan der barriquierten Cuvées.
Mit dem Umschwung von Cuvées auf den reinsortigen Blaufränkisch hat sich aus meiner Sicht auch ein Paradigmenwechsel in der Winzerschaft durchgesetzt, der eher auf das „burgundische“ als auf das bordeleske System verschrieb. Der Stil der Weine baute nun immer mehr auf Finesse, denn auf Fülle. Nach und nach wurden neue Barrique-Fässer weg gelassen. Außerdem verzichtete man immer mehr auf die in den 90er Jahren beliebte Extraktion der Weine. Und so vergleichen ihn heute Weinfachleute manchmal auch mit dem Pinot noir, auch wenn er aus meiner Sicht mit diesem nicht allzu viel zu tun hat. Freilich besitzt er auch eine Portion Säure. Und seine Struktur ist mittelgewichtig – also kein Brummer a la Shiraz oder so. Man kann ihn durchaus als Cool-Climate-Wein bezeichnen. Dass er durchaus auch Gerbstoffe besitzt, führt im Verbund mit der Säure anfangs noch zu „Harmonie-Irritationen“. Sauer und bitter (Gerbstoff) ergeben eine Disharmonie. Doch haben diese „Gerbstoff-Säure-Probleme“ auch große Sorten, wie der Sangiovese oder der Nebbiolo (Barolo) mit dem der Blaufränkisch manchmal auch verglichen wird. Diese Weine werden bei den Reserven jedoch erst nach Jahren auf den Markt gebracht. Die Zeit hat der österreichische Winzer bisher noch nicht, weil die Nachfrage zu groß ist. Nichtsdestotrotz sollte man die besten Blaufränkisch Zeit geben, damit sie ihre Größe ausspielen können. Im Vergleich zu den gerade angesprochenen Italienern, verändert sich die Sorte etwas anders. Während die Italiener farblich ins orange-braune tendieren und mit balsamisch-ätherischen Noten glänzen, behält der Blaufränkisch i.d.R. die purpurrote Farbe und seine österreich-typische Frucht. Aber besser und harmonischer wird er eindeutig.
Vor ein paar Jahren gab es ein sog. „Blaufränksich-Summit“, bei dem hochrangige internationale Weinfachleute vertreten waren. Man wollte der Frage nachgehen, ob man den Blaufränkisch in eine Reihe mit den großen Rotweinsorten der Welt stellen könnte. Und man hat diese Frage eindeutig mit „Ja“ beantwortet. Gelobt wurden v.a. die Frische und Finesse der Sorte. Besonders wurde auch hervorgehoben, dass der Blaufränkisch fähig ist, sein Terroir sehr gut abzubilden.
Innerhalb Österreichs werden hierbei immer wieder die 3 wichtigsten Appellationen gefeiert:
Mittelburgenland, Südburgenland und das Leithagebirge. Ich freue mich, Euch beste Blaufränkische aus den 3 wichtigsten Anbaugebieten vorstellen zu können. Also kommt am 17. Mai zu meiner Themenverkostung „Riesling & Blaufränkisch aus GROSSEN LAGEN“