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Was zeichnet Spitzenweine aus?

Jeder Winzer ist bemüht, ein Portfolio an Weinen anzubieten, welches den unterschiedlichen Trinkvorlieben seiner Kunden Rechnung trägt. Während die „Doppler“ weitgehend verschwunden sind, haben doch noch einige Winzer die Literflaschen als Basiswein im Angebot. Darüber gibt’s dann die Basis-Bouteillen-Weine, die mit unterschiedlichen Bezeichnungen a la „Classic“ angeboten werden. Darüber gibt es dann die „Mittelklasse“-Weine, die oftmals schon eine Lagenbezeichnung haben oder als Ortsweine (z.B. Kamptal) firmieren. Und darüber wiederum gelangt man schließlich zu den Top-Weinen des Betriebes. Bezeichnungen, wie „Reserve“, „Großes Gewächs“, „Erste Lage“ sind hier in Gebrauch. In den letzten Jahren hat sich in Deutschland und Österreich die Klassifizierung  „Gebietswein“, „Ortswein“ und „Lagenwein“ eingeführt, was aus meiner Sicht zu einer guten Orientierung in Bezug auf die Weinqualität führt. Die Lagenweine zählen dann somit zur Spitze der Qualitätspyramide.

 

Der legendäre Weinpfarrer Denk hat die Hierarchie der Weinqualitäten einmal mit der Kirche verglichen. Er meinte, es brauche in der Kirche sowohl Ministranten, Pfarrer, Bischöfe und den Papst.

 

Und so hat tatsächlich jeder Wein seine Vorzüge. Die Basisweine sind im besten Falle ehrliche Weine, die man gerne täglich genießen kann. Neben dem Vorzug des günstigen Preises, sind sie z.B. im Weißweinbereich auch gut als sog. Terrassenweine geeignet. Viele Kunden lieben die Frucht der Basisweine.

 

Bei den Ortsweinen bekommt man für noch bezahlbares Geld oftmals hervorragende Weine, die nicht unbedingt ewig gelagert werden müssen, um ihren Höhepunkt zu erreichen. Ich persönlich bevorzuge im Zweifel diese Kategorie, weil man bei dieser Art von Wein keinen besonderen Anlass braucht, um sie zu entkorken und trotzdem schon Klasse im Glas hat. Preislich befinden sich diese Weine i.d.R. zwischen 10 und 15 Euro.

 

Und an der Spitze der Qualitätspyramide stehen nun die Top-Weine: Lagenwein, Reserven, Große Gewächse etc. Hier ist der Winzer bestrebt, in seinem ganzen Tun (vom Weinberg, übern Keller bis zur Vermarktung) das Beste herauszubringen. Solche Weine sind kaum unter 15 € zu bekommen.

 

Oftmals fragen mich Kunden, was denn bei solchen Weinen anders gemacht wird. Das beginnt bereits in der Auswahl der besten Lagen für den Wein. Hier spielen Bodenverhältnisse, Ausrichtung, Hanglage eine wichtige Rolle. Welches Rebgut wird auf diese Lage gesetzt. Das Wichtigste ist, dass man die passende Rebsorte auf den entsprechenden Boden pflanzt. Wachsen die Trauben, so spielt alles eine Rolle, was einen guten Winzer bzw. Wein-Gärtner ausmacht: gute Bodenpflege, Begrünung, Rebschnitt, Laubarbeit, Art der Pflanzenschutzmittel und richtiger Einsatz dieser, möglicherweise Bewässerung, richtiger Lesezeitpunkt (Top-Weine werden immer spät gelesen!) und die Art der Lese (bei Top-Weinen immer per Hand), sind hier wichtige Stichpunkte. Oft muss der Winzer im Weingarten aufgrund des Wetters sehr schnell (re-)agieren. Gerade bei größeren Betrieben ist hier eine gute Mannschaft als Personal unbezahlbar.

 

Im Keller geht es dann weiter: Entrappen, Ganztraubenpressung, Maischegärung vor dem Pressen, Gärtemperatur, Art der Fässer, möglicher biologischer Säureabbau, Spontanvergärung oder Reinzuchthefen, Filtration…: ständig gibt es Entscheidungen im Keller zu treffen, welche die  Weinqualität beeinflussen. Aber im Keller kann nichts mehr repariert werden, was im Weinberg „vergeigt“ wurde!

 

Am Ende des Prozesses steht im Idealfall ein Wein, der mit hohem Aufwand produziert wurde, um als Topwein vom Konsumenten so erkannt zu werden. Doch muss aufgrund des höheren Preises dieser Wein auch vermarktet werden, was zusätzliche Kosten verursacht und sich schließlich im Weinpreis niederschlägt. Wirkliche Top-Weine werden i.d.R. auch von Top-Winzern gemacht, welche ihr gesamtes Equipment und Personal darauf ausgerichtet haben, um im Kreis der Besten mitzuspielen. Solche Winzer operieren weltweit und müssen auch marketing-technisch global unterwegs sein, was zusätzliche Kosten verursacht.

 

Doch darunter gibt es auch noch Winzer, die es aufgrund ihres Talentes verstehen, hervorragende Weine im Top-Segment zu platzieren und aufgrund des geringeren Marketingaufwands vergleichbare Qualitäten anbieten, welche ein Bruchteil von den ganz GROSSEN kosten. Das ist der Bereich, der mich interessiert. Oftmals sind es alteingesessene Betriebe, die aufgrund ihrer Historie bzw. Stammkundschaft nicht einfach die Preise beliebig erhöhen können.

 

Aber auch sie müssen einen hohen Aufwand betreiben, um anstatt eines „sehr guten“ Weines einen „hervorragenden“ Wein zu erzeugen, welcher zu den Besten des Landes zählt. Wenn alles zusammenpasst, so wird aus diesem Spitzenwein ein sog. „großer Wein“: die von Weinkritikern höchste Auszeichnung für einen Wein. Aber dazu mehr im nächsten Blog…

 

Nicht selten höre ich die Beurteilung, dass ein relativ einfacher Wein ja zumindest gut zum Essen passen würde. Doch so einfach ist das nicht. Ich würde eher sagen: „Gleich und gleich gesellt sich gerne“. So haben meine Frau und ich vor einigen Jahren im Landhaus Bacher gegessen und die Weinempfehlungen dazu probiert. Es waren durchwegs kräftige Weine aus dem Spitzenbereich. Ich hatte Bedenken, ob das nicht alles zu schwer würde, aber es passte hervorragend. Deswegen würde ich sagen: ein erstklassiges Essen verlangt auch einen Top-Wein. Bzw.: schade, wenn man sich in der Küche stundenlang die Mühe gemacht hat, um die Gäste zu verwöhnen und dann der schwache Wein dieses Gericht zerstört. Also: habt ihr Weine dieser Klasse im Keller, so wartet nicht auf den perfekten Moment im Leben (der eh nicht kommen wird), sondern macht Euch das Leben zu einem Fest, indem ihr gut kocht und die besten Weine dazu trinkt! Wer nicht kochen kann, der genießt diese Weine einfach so oder am Besten mit Freunden.  Oder kommt am 15.11.25 zu mir und schnuppert hinein in die Welt der Spitzenweine.