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Wein und Preis

Wein und Preis:

 

Der Durchschnittpreis pro Flasche Wein liegt in Deutschland bei knappen 3,-- €. International wird das doppelte von dem ausgegeben. Aber wie entsteht nun der Preis eines Weines.

Ganz einfach gesagt: durch die Produktionskosten + den Gewinn. Beides kann deutlich differieren! Dazu kommt die Nachfrage nach dem Wein.

 

Sehen wir uns erst mal die Kostenseite an. Da geht`s schon mal an, wo der Wein wächst. Steht der Wein z.B. auf einer top Steillage in der Mosel, so sind sowohl die Anschaffungskosten der Lage als auch die deutlich höheren Arbeitskosten einer solchen Lage zu berechnen. In Deutschland gibt es da z.B. einen Unterschied zwischen Mosel und Südpfalz oder Rheinhessen. In Österreich sind die arbeitsaufwendigsten Lagen in der Wachau und in der Südsteiermark. Um mit meinem Preis auf dem Boden zu bleiben, verzichte ich schweren Herzens auf die Großen Lagen.

Ein wesentlicher Unterschied bei den Produktionskosten im Weinberg macht die Lese aus. Konkret: fährt der Winzer mit dem Vollernter rein oder wird per Hand gelesen. Es ist unmöglich mit der Vollernter-Variante so selektiv zu Lesen, wie das per Hand der Fall ist. Das wirkt sich auf den Traubensaft und somit auf den Wein aus. Unsauberes Lesegut kann dann im Keller Probleme machen, die mit künstlichen Mitteln ausgebügelt werden dürfen – und das, ohne sie deklarieren zu müssen! In Verbindung mit den Reinzuchthefen, wird der Wein so ganz schnell zum austauschbaren Industrieprodukt. Ich beziehe ausschließlich Weine, die händisch gelesen wurden.

Die Handarbeit im Weingarten beschränkt sich aber nicht nur auf die Lese. Auch vorher gibt es da Unterschiede der Reb-Behandlung, wie z.B. Laubarbeit, Grün-Lese, Ausdünnen etc. Alles Arbeiten, die bei den Winzern aus meinem Portfolio zum Selbstverständnis gehören, um Qualität zu erzeugen.

Im Keller geht es dann weiter: man kann die Trauben entweder bis auf den letzten Tropfen auspressen, was zur Folge hat, dass ich auch unangenehme Töne (z.B. von den Traubenkernen) im Wein habe. Oder es wird mit sanftem Druck gearbeitet, wie es z.B. in der Ganztraubenpressung der Fall ist. Die Ausbeute ist hier natürlich auch unterschiedlich.

Guten Wein gibt man Zeit im Keller, während industriell gefertigter Wein die Produktionshalle so schnell wie möglich wieder verlassen sollte. Leider muss ich hier feststellen, dass selbst bei guten Winzern die Abfüllung immer weiter nach vorne verlegt wurde. Gab es 1996, als ich mit dem Weinhandel begonnen habe vor Ostern praktisch keinen neuen Wein, hat sich das so weit nach vorne verlegt, dass man manche Weine bereits im Jahr der Erzeugung bekommen kann. Dafür verantwortlich dürften aus meiner Sicht v.a. zwei Punkte sein: Der Durst nach Jungweinen (v.a. in Österreich) als auch die Tatsache, dass viele wichtige Messen bereits vor Ostern stattfinden.  Jedoch scheinen sich einige Winzer wieder auf längere Lagerzeiten zu besinnen.

Das Gebinde, in dem der Wein ausgebaut wird, spielt natürlich auf der Kostenseite auch eine große Rolle. Ein Barrique-Fass kostet z.B.  um die 800,-- €. Bei einer Füllmenge von 225 L macht das schon einiges aus, auch wenn die Fässer nicht nur einmal befüllt werden können.

Schließlich muss der Wein verkauft werden. Da spielt es eine Rolle wie hoch die Qualität des Verschlusses ist. Flaschenqualität und Etiketten haben auch Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden. Die Präsentation der Weine muss meist auch von den Winzern übernommen werden, weil sie halt für das Produkt stehen, sodass heute Winzer wohl mehr auf der Autobahn als im Weingarten unterwegs sind.

Also: wer A sagt, muss auch B sagen. Entscheidet sich der Winzer für Qualität, so ist von der Weinbergsarbeit bis zum Verkauf ein deutlich höherer Aufwand notwendig. Preise unter 5,-- € sind von daher praktisch unmöglich. Ab 6-7 Euro bekommt man schon ordentliche Weine. Ab 10 Euro werden sie dann richtig gut.

Und jetzt kommt noch die angesprochene Nachfrage nach den Weinen. Berühmte Weine haben keine Absatzprobleme trotz z.T. exorbitanter Preise (z.B Bordeaux, Burgund, Piemont, Kalifornien). Angelo Gaja aus Piemont wurde mal auf seine teuren Preise angesprochen. Er brachte es auf dem Punkt: Nicht ich mache die Preise, sondern der Verbraucher.

 

Mein Geschäftsmodell beruht darauf, dass ich Weine anbiete, die sich auch der „Otto-Normalverbraucher“ noch leisten kann, ohne große Abstriche in der Qualität zu machen. Das gelingt mir durch gezielten Einkauf bei Weingütern, die nicht unbedingt in Luxus-Designer-Kellern arbeiten, sondern im Wesentlichen noch ihre bodenständige Struktur erhalten haben. Von den Weinbaugebieten findet man bei mir eher mal Weinviertel, Wagram oder Südpfalz als Wachau, Steiermark oder Mosel. Was mir aber wichtig ist, das ist die Persönlichkeit der Weine, die nur durch Handarbeit und die Liebe des Winzers entstehen kann.